Objektplanung: Ablauf, Beteiligte und typische Beispiele für Bauprojekte

Die Objektplanung ist ein zentraler Bestandteil des Planungsprozesses im Bauwesen und bildet das Fundament für ein erfolgreiches Bauvorhaben. Sie umfasst alle planerischen und koordinierten Leistungen, die notwendig sind, um ein Bauprojekt funktional, gestalterisch und technisch sinnvoll umzusetzen.

1. Das Wichtigste auf einem Blick

  • Planung und Umsetzung von Bauprojekten nach HOAI-Leistungsphasen (1-9)
  • Ziel: Funktionales, wirtschaftliches und genehmigungsfähiges Bauwerk
  • Leistungsbilder: Gebäude, Innenräume, Freianlagen, Ingenieurbauwerke und Verkehrsanlagen
  • Leistungsphasen: von Grundlagenermittlung bis Objektbetreuung
  • Entwurfs-, Genehmigungs- und Ausführungsplanung
  • Kosten-, Termin- und Qualitätskontrollen
  • Koordination von Projektbeteiligten
  • Ausschreibung, Vergabe und Bauüberwachung
  • Rechtssicherheit und Dokumentation gewährleisten

2. Was ist Objektplanung?

Die Objektplanung gemäß §§ 33ff. HOAI beschreibt die gesamtheitliche Planung eines Bauwerks oder einer Anlage – von der ersten Idee – bis zur Fertigstellung. Sie umfasst alle Planungsleistungen von der Grundlagenermittlung bis zur Objektbetreuung (Leistungsphasen 1-9) und konzentriert sich dabei auf die funktionale, gestalterische und technisch-wirtschaftliche Umsetzung eines Bauvorhabens.

Die Fachplanung dagegen bezieht sich auf spezielle technische Bereiche wie zum Beispiel Tragwerksplanung oder Brandschutz und ergänzt die Objektplanung durch vertiefte ingenieurtechnische Inhalte.

3. Wieso ist eine professionelle Objektplanung wichtig?

Eine sorgfältige Objektplanung ist das Fundament jedes erfolgreichen Bauprojekts – sie verbindet Gestaltung, Funktion und Wirtschaftlichkeit von Anfang an.

  • Sichere Kosten- und Terminkontrolle vermeiden Budgetüberschreitungen und Bauverzögerungen.
  • Qualitätssicherung gewährleistet funktionale, technische und gestalterische Standards.
  • Koordination aller Beteiligten schafft eine reibungslose Zusammenarbeit und transparente Kommunikation zwischen Architekt:innen, Fachplaner:innen, Bauunternehmen und Behörden.
  • Rechtssicherheit wird durch baurechtliche Vorgaben und Genehmigungen beachtet.
  • Minimierung von Risiken und Mängeln wird durch vorausschauende Planung und systematische Überwachung gefördert.

4. Für welche Bauvorhaben ist Objektplanung relevant?

Die Objektplanung nach den Paragrafen 33 bis 48 im Teil 3 der HOAI umfasst die Leistungsbilder nach HOAI für verschiedene Arten von baulichen Anlagen. Sie regelt die Planungsleistungen für:

  • Gebäude und Innenräume, inklusive Umbauten und Modernisierungen, dazu gehören sowohl die äußere Gestaltung als auch die funktionale und technische Planung der Innenräume.
  • Freianlagen, wie beispielsweise Gärten, Parkanlagen, Sportanlagen, …
  • Ingenieurbauwerke, dazu zählen Brücken, Tunnel, Kläranlagen – Bauwerke mit überwiegend technischer Funktion
  • Verkehrsanlagen, darunter Straßen, Wege, Schienenwege, …

5. Wie läuft Objektplanung konkret ab?

Die HOAI unterteilt den Planungs- und Bauprozess in 9 klar strukturierte Leistungsphasen, die den Ablauf eines Bauvorhabens systematisch und nachvollziehbar gliedern.

Phase:Beschreibung:Beteiligte:Ergebnis:
LP 1: GrundlagenermittlungKlärung der grundlegenden Rahmenbedingungen und ZielvorstellungenArchitekt:innen, Ingenieur:innen und Auftraggeber:innenDokumentierte Projektgrundlagen
LP 2: VorplanungErste Entwurfsskizzen nach Analysen, KostenschätzungArchitekt:innen und Ingenieur:innenVorplanungsunterlagen inklusive Kostenschätzung
LP 3: EntwurfsplanungDurcharbeitung der Planung mit Integration von FachplanungenArchitekt:innen, Ingenieur:innen und Fachplaner:innenEntwurfspläne und Aufstellung einer Kostenschätzung nach Gewerken
LP 4: GenehmigungsplanungErstellen und Einreichen der BauantragsunterlagenArchitekt:innen, ggf. Fachplaner:innen und BehördenGenehmigungsfähigen Bauantrag schaffen
LP 5: AusführungsplanungDetailliert technische und gestalterische Ausarbeitung zur BauausführungArchitekt:innen, Fachplaner:innen und ausführende Gewerke (z.B. Dachdecker:innen)Ausführungspläne (z.B. im Maßstab 1:50, Details teilweise 1:1)
LP 6: Vorbereitung der VergabeErstellung von Leistungsbeschreibungen und MengenArchitekt:innen und Ingenieur:innenAusschreibungsunterlagen
LP 7: Mitwirkung bei der VergabeEinholen und Auswerten von Angeboten, VergabevorschlagArchitekt:innen und Ingenieur:innenVergabeempfehlung
LP 8: ObjektüberwachungÜberwachung der Ausführung, Kostenkontrolle und QualitätskontrolleArchitekt:innen, Ingenieur:innen und BauleitungDokumentierte Bauausführung und Abnahme
LP 9: ObjektbetreuungBetreuung während der Gewährleistung, MängelverfolgungArchitekt:innen und Ingenieur:innenSchlussdokumentation und Nachbetreuung

6. Wer ist beteiligt – und wie arbeitet die Objektplanung mit anderen zusammen?

Die Objektplanung gewährleistet einen effizienten Bauablauf durch die enge Zusammenarbeit und Koordination mit allen Beteiligten des Bauprojekts.

  • Bauherr:in: Die Objektplaner:innen stehen stets im engen Austausch mit den Bauherren, um deren Anforderungen zu berücksichtigen und über den Projektfortschritt zu informieren.
  • Ausführenden Gewerke: Die Objektplanung koordiniert die Leistungen der Projektbeteiligten.
  • Behörden: Eine Zusammenarbeit mit den Behörden ist notwendig, um die erforderlichen Unterlagen und Genehmigungen zu erhalten
  • Fachplaner:innen: Enge Abstimmung zwischen Objektplanung und Fachplanung, um Pläne regelmäßig zu besprechen.

7. Typische Beispiele der Objektplanung

Beispiel 1: Neubau eines Einfamilienhauses 
Eine junge Familie beauftragt ein Architekturbüro mit der Planung eines modernen Einfamilienhauses auf einem Baugrundstück.

  • Grundlagenermittlung (LP 1): Ermittlung des Budgets, Wohnwünsche und rechtliche Vorgaben
  • Leistungsphasen 2-4: Entstehung eines genehmigungsfähigen Entwurfs mit Wohnfläche, Raumaufteilung und Materialien
  • Ausführungsphase (LP 5): Erstellung von detaillierten Plänen für Wände, Fenster, Dach und Innenbau
  • Bauüberwachung (LP 8): Koordinierung der Arbeiten von Rohbau über Haustechnik bis zur Fertigstellung

Beispiel 2: Umbau eines Bürogebäudes zu einem CO-Working-Space 
Ein Bestandshaus in der Innenstadt soll in eine moderne Arbeitsatmosphäre umgewandelt werden.

  • Objektplanung beginnt mit der Analyse des Bestands und der Anforderungen an flexible Büroflächen
  • Entwurfsplanung (LP 3): Zusammenarbeit von Architekt:innen und Fachplaner:innen für TGA und Brandschutz
  • Planung von neuen Raumstrukturen, Beleuchtung, Belüftung und Schallschutzmaßnahmen
  • Objektüberwachung (LP 8): Objektplaner:in sorgt dafür, dass Umbau termingerecht und mangelfrei umgesetzt wird.

8. Häufige Fehler und wie man sie vermeidet

  1. Unzureichende Berücksichtigung von Kosten und Terminen
    Planer:innen unterschätzen die Komplexität, sodass Budgets überschritten werden und Fertigstellungstermine nicht eingehalten werden können.
    Vermeidung:
    • Detaillierte Kostenschätzung und Terminplanung in frühen Leistungsphasen
    • Organisiertes Risikomanagement
  2. Mangelnde Kommunikation im Planungsteam
    Abstimmungen zwischen den Beteiligten sind unklar oder verspätet, was zu Missverständnissen, Planungsfehlern oder Verzögerungen führt. 
    Vermeidung:
    • Klare Kommunikationsstruktur mit festgelegten Verantwortlichkeiten
    • Regelmäßige und dokumentierte Meetings
    • Digitale Tools als Unterstützung
  3. Unzureichende Flexibilität und Zukunftsfähigkeit
    Planungen sind nur auf den aktuellen Bedarf zugeschnitten, ohne mögliche Nutzungsänderungen zu berücksichtigen. 
    Vermeidung:
    • Platz für spätere Änderungen einplanen
    • Technik leicht zugänglich und anpassbar machen

Fazit

Die Objektplanung ist ein zentraler Bestandteil im Bauprozess und legt die funktionalen, gestalterischen und technischen Grundlagen eines Gebäudes fest. Eine sorgfältige Planung vermeidet spätere Mehrkosten, Missverständnisse und Zeitverzögerungen. Die HOAI gliedert die Objektplanung von der Grundlagenermittlung bis zur Objektüberwachung und sichert so Qualität, Kosten- und Termintreue im gesamten Prozess.

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