Kostenschätzung nach DIN 276

Die Kostenschätzung nach DIN 276 ist ein zentrales Instrument der frühen Projektphase. Sie liefert eine erste belastbare Einschätzung der voraussichtlichen Baukosten und unterstützt Auftraggeber:innen bei Entscheidungen zu Projektfreigabe, Budget und Fördermitteln. Gleichzeitig schafft sie Struktur und Vergleichbarkeit.

1. Das Wichtigste auf einen Blick

  • Befindet sich in der Leistungsphase 2Vorplanung.
  • Ziel: erste belastbare Ermittlung der Baukosten zur Entscheidungsfindung
  • Grundlage: Vorplanung, Raumprogramm, grobe Mengen und Vergleichswerte.
  • Methoden: Vergleich mit Referenzprojekten oder flächen- oder rauminhaltsbezogene Berechnung.
  • Genauigkeit liegt bei 20-30%.
  • Dient als Grundlage für das Budget, die Projektfreigabe, Fördermittel und die Wirtschaftlichkeitsbewertung

2. Was ist eine Kostenschätzung nach DIN 276?

Die Kostenschätzung ist die zweite Stufe der Kostenermittlung nach DIN 276 und erfolgt in der Leistungsphase 2 (Vorplanung). Sie baut auf dem Kostenrahmen auf und nutzt erste Planungsunterlagen sowie Kennwerte zur Berechnung. Rechtsgrundlage ist die aktuelle DIN 276 (Ausgabe 12/2018). Die Ergebnisse müssen nachvollziehbar, gegliedert und dokumentiert sein.

3. Welche Inhalte gehören in eine Kostenschätzung?

Eine vollständige Kostenschätzung sollte nicht nur die zu erwartenden Kosten abbilden, sondern auch deren Grundlagen und Annahmen offenlegen. Nur so kann die Schätzung nachvollziehbar, vergleichbar und belastbar sein. Im Planungsalltag sind folgende Inhalte besonders wichtig:

  • Projektbeschreibung: Eine kurze Zusammenfassung des Bauvorhabens, z.B. "Neubau eines Verwaltungsgebäudes mit Tiefgarage in München." Enthält Infos zu Nutzung, Größe, Standort und Ziel.
  • Kostenrahmen: Die erste Kostenvorgabe des Auftraggebers oder der Auftraggeberin dient als Ausgangspunkt für die Schätzung. Sie basiert meist auf Erfahrungswerten oder Budgetgrenzen.
  • Kostenschätzung: Die voraussichtlichen Gesamtkosten werden anhand von Kennwerten und Mengengerüsten nach DIN 276 gegliedert berechnet.
  • Kostenanteil: Aufschlüsselung der Gesamtkosten auf die acht Kostengruppen der DIN 276. Das macht Unterschiede zu anderen Projekten vergleichbar.
  • Annahmen und Grundlagen: Wichtige Basisdaten wie m²-Flächen, Ausbaustandards oder verwendete Preise und Quellen sollten dokumentiert sein.
  • Datum und Aktualisierung: Angabe, wann die Schätzung erstellt wurde. Bei jeder Planänderung sollte geprüft werden, ob eine Anpassung nötig ist.
  • Unsicherheiten: Hinweise auf bekannte Risiken oder offene Punkte, z. B. zu Grundstücksverhältnissen oder Genehmigungslagen, erhöhen die Transparenz.

4. Die DIN 276 Kostengruppen im Überblick

Damit die Baukosten nachvollziehbar gegliedert werden können, unterteilt die DIN 276 sie in acht standardisierte Kostengruppen. Diese helfen dabei, alle Aufwendungen einem passenden Bereich zuzuordnen und später gezielt zu überprüfen oder zu optimieren. Sie reichen vom Grundstückskauf über Bau- und Planungskosten bis hin zur Finanzierung.

KGBezeichnungKurzbeschreibung
100GrundstückKosten für Erwerb oder die Bereitstellung
200Vorbereitende MaßnahmenErschließung, Aufbereitung des Grundstücks
300BaukonstruktionenAlle Rohbauleistungen
400Technische AnlagenHeizungs-, Lüftungs-, Elektro-, Sanitärausstattung
500AußenanlagenWege, Freiflächen, Gärten, etc.
600Ausstattung und KunstwerkeFeste und bewegliche Einbauten
700BaunebenkostenPlanung, Beratung, Genehmigungen, Projektsteuerung
800FinanzierungZinsen, Nebenkosten der Finanzierung

5. So funktioniert die Kostenschätzung in der Praxis

Die Kostenschätzung nach DIN 276 folgt einem klar strukturierten Ablauf, der sicherstellt, dass bereits in einer frühen Planungsphase realistische Aussagen zu den zu erwartenden Baukosten getroffen werden können. So funktioniert der Prozess in der Praxis:

  1. Projektgrundlagen erfassen 
    Zuerst werden alle relevanten Eckdaten des Projekts zusammengetragen: Wo befindet sich das Bauvorhaben? Wofür wird es genutzt? Wie groß ist das Gebäude, und welche besonderen Anforderungen bestehen? Diese Grundlagen bilden das Fundament für alle weiteren Berechnungen.
  2. Gliederung nach Kostengruppen
    Die ermittelten Informationen werden in die acht standardisierten Kostengruppen der DIN 276 übertragen. Diese Gliederung sorgt für Struktur und macht die Schätzung für alle Beteiligten nachvollziehbar.
  3. Kostenkennwerte anwenden 
    Anhand der Projektmerkmale werden passende Vergleichswerte aus Datenbanken, Baukostenbüchern oder ähnlichen Referenzprojekten ausgewählt. Die Auswahl der richtigen Kennwerte ist entscheidend für die Qualität der Schätzung.
  4. Kosten je Gruppe berechnen 
    Die ausgewählten Werte werden mit den passenden Mengengerüsten (z. B. m² Wohnfläche oder m³ umbauter Raum) multipliziert. Daraus ergibt sich ein erster, strukturierter Kostenüberblick pro Kostengruppe.
  5. Gesamtkosten zusammenstellen 
    Abschließend werden alle Einzelwerte addiert. Je nach Projektstand werden zusätzliche Zuschläge für Risiken, Preissteigerungen oder Puffer berücksichtigt. Das Ergebnis ist eine belastbare, nachvollziehbare Kostenschätzung, die als Grundlage für weitere Entscheidungen dient.

6. Wie genau ist die Kostenschätzung?

In dieser Phase handelt es sich um eine erste Einschätzung, nicht um exakte Zahlen. Laut DIN 276 liegt die Genauigkeit typischerweise bei ±20 bis 30 %. Diese Toleranz ist in der frühen Planung normal, da viele Details noch nicht feststehen.

Gut zu wissen: Die Genauigkeit verbessert sich mit jeder weiteren Stufe der Kostenermittlung. Wer eine saubere Dokumentation aller Annahmen führt und regelmäßig aktualisiert, schafft eine solide Grundlage für spätere Berechnungen und vermeidet spätere Kostenüberraschungen.

  1. Unterschätzung der Baunebenkosten 
    Planungsleistungen, Genehmigungen oder Gutachten werden vergessen oder zu niedrig angesetzt. 
    Tipp: KG 700 immer vollständig erfassen und alle Leistungen berücksichtigen.
  2. Kein Puffer für Preissteigerungen eingeplant 
    Es wird nur mit aktuellen Preisen kalkuliert, ohne Inflation oder Marktschwankungen zu berücksichtigen. 
    Tipp: Einen Sicherheitszuschlag für Preissteigerungen und Unvorhergesehenes einplanen.
  3. Vergleichswerte falsch verwendet 
    Baukosten von anderen Projekten wurden übernommen, obwohl sie nicht vergleichbar sind. 
    Tipp: Kostenkennwerte nur bei ähnlicher Nutzung, Größe und Standard verwenden.
  4. Ausbau- und Sonderwünsche fehlen 
    Hochwertige Ausstattungen oder spätere Änderungswünsche sind in der Schätzung nicht enthalten. 
    Tipp: Frühzeitig die gewünschten Änderungen definieren und ggf. Alternativpositionen einplanen.
  5. Fehlende Aktualisierung der Kostenschätzung 
    Die Schätzung wird nicht angepasst, obwohl sich Planung oder Rahmenbedingungen geändert haben. 
    Tipp: Die Kostenschätzung bei jeder wesentlichen Planungsänderung überprüfen und anpassen.

Fazit

Die Kostenschätzung nach DIN 276 liefert eine wichtige Entscheidungsgrundlage für jedes Bauprojekt und hilft, frühzeitige Kostenrisiken zu erkennen. Mit praxisnahen Tools wie Excel-Vorlagen, Kostentabellen nach DIN 276 oder spezieller AVA-Software lassen sich die Schätzungen strukturiert und nachvollziehbar erstellen – ideal für Bauleiter:innen, die von Anfang an den Überblick behalten wollen.

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