Kostengruppe 400: Technische Anlagen richtig planen, kalkulieren & steuern

Die Kostengruppe 400 umfasst alle haustechnischen Anlagen wie Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro. Sie zählt zu den komplexesten und kostenintensivsten Bereichen im Bau – und ist entscheidend für Funktion, Energieeffizienz und Betriebssicherheit eines Gebäudes.

1. Was ist die Kostengruppe 400 (DIN 276)?

Die Kostengruppe 400 bezeichnet in der DIN 276 alle Kosten für technische Anlagen eines Bauwerks. Dazu zählen insbesondere die haustechnischen Gewerke wie Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro sowie Gebäudeautomation.

Diese Gruppe ist ein zentraler Bestandteil der Gesamtkostenstruktur und beeinflusst sowohl Planung als auch Betrieb erheblich. Die genaue Gliederung in der DIN 276 erlaubt eine systematische Erfassung, Planung und Steuerung dieser Kosten über alle Projektphasen hinweg.

2. Warum ist die Kostengruppe 400 so wichtig?

Die technische Gebäudeausrüstung hat einen großen Einfluss auf Funktion, Komfort, Energieeffizienz und Kosten eines Bauprojekts – und genau sie wird in der Kostengruppe 400 abgebildet.

  • Sie macht bei vielen Projekten 30 bis 50 Prozent der Bauwerkskosten aus.
  • Sie beeinflusst dauerhaft die Betriebskosten und die Energieeffizienz.
  • Fehler oder Lücken in der Planung führen schnell zu Mehrkosten und Verzögerungen.
  • Sie erfordert die enge Abstimmung zwischen Architekt:innen, Fachplaner:innen und am Bauprojekt Beteiligten.
  • Entscheidungen in der KG 400 wirken sich auf Nachhaltigkeit, Förderfähigkeit und Zukunftssicherheit aus.
  • Eine sorgfältige Planung sorgt für technische Qualität, Kostenstabilität und klare Vergabegrundlagen.

3. Was umfasst die Kostengruppe 400?

Die Kostengruppe 400 umfasst alle technischen Anlagen, die für den Betrieb eines Gebäudes notwendig sind. Dazu zählen klassische haustechnische Gewerke ebenso wie moderne Systeme zur Steuerung und Energieversorgung.

Im Einzelnen gehören zur KG 400 beispielsweise:

  • Sanitärtechnik (Wasser, Abwasser, Trinkwasseranlagen)
  • Heizungsanlagen (z. B. Wärmeerzeugung, Wärmeverteilung)
  • Lüftungs- und Klimatechnik (inkl. Raumlufttechnik und Kältetechnik)
  • Elektrotechnik (z. B. Beleuchtung, Stromversorgung, Sicherheitsanlagen)
  • Gebäudeautomation (MSR-Technik, intelligente Steuerungssysteme)
  • Förderanlagen (z. B. Aufzüge, Rolltreppen)
  • Technische Anlagen für Außenanlagen (z. B. Beleuchtung, Versorgung)
  • Technische Infrastrukturanschlüsse (Anbindung an Strom, Wasser, Gas, Telekom)

4. Gliederung der Kostengruppe 400 laut DIN 276

Die DIN 276 unterteilt die Kostengruppe 400 in acht Untergruppen. Diese Struktur hilft Architekt:innen, Fachplaner:innen und Auftraggeber:innen bei der systematischen Planung und Kostenverfolgung.

KG 410 – Abwasser-, Wasser- und Gasanlagen 
Planung und Ausführung von Abwasserleitungen, Trinkwasserversorgung, Gasinstallationen, Hebeanlagen usw.

KG 420 – Wärmeversorgungsanlagen 
Heizkessel, Wärmepumpen, Fernwärmeübergabestationen, Wärmeverteilung, Regelungstechnik

KG 430 – Lufttechnische Anlagen 
Lüftungsanlagen, Klimageräte, Entrauchungssysteme, Luftverteilung, Steuerung

KG 440 – Elektrische Anlagen 
Starkstrom- und Schwachstromanlagen, Beleuchtung, Sicherheitsstromversorgung, Blitzschutz, Netzwerktechnik

KG 450 – Kommunikations-, sicherheits- und informationstechnische Anlagen 
Brandmeldeanlagen, Alarm- und Videoanlagen, Telefon- und Sprechanlagen, Zutrittskontrolle

KG 460 – Förderanlagen 
Aufzüge, Plattformlifte, Fahrtreppen, Förderbänder

KG 470 – Nutzungsspezifische Anlagen 
Anlagen mit besonderer Funktion, z. B. medizinische Versorgung, Labortechnik, Großküchen, Sporttechnik

KG 480 – Gebäudeautomation und MSR-Technik 
Mess-, Steuer- und Regeltechnik zur Gebäudeautomation, zentrale Steuerungseinheiten

KG 490 – Sonstige technische Anlagen 
Alles, was keiner der vorgenannten Gruppen eindeutig zuzuordnen ist – z. B. Sonderanlagen oder kombinierte Systeme

5. Abgrenzung zu anderen Kostengruppen: Verwechslungsgefahr vermeiden

Technische Anlagen sind oft eng mit der Architektur oder den Außenanlagen verknüpft – umso wichtiger ist eine saubere Trennung der Kostengruppen in der Planung und Abrechnung.

Typische Abgrenzungen im Projektalltag:

  • KG 200 (Vorbereitende Maßnahmen): Rückbau oder Umverlegung bestehender technischer Anlagen vor Baubeginn zählt nicht zur KG 400, sondern zur KG 200.
  • KG 300 (Baukonstruktion): Einbaugehäuse, Rohrdurchführungen oder Befestigungen zählen zur Baukonstruktion – die eigentliche Technik gehört zur KG 400.
  • KG 500 (Außenanlagen): Leuchten, Versorgungsleitungen oder Bewässerung außerhalb des Gebäudes gehören zur KG 500 – deren Anschluss ans Gebäude wiederum zur KG 400.
  • KG 600 (Ausstattung und Kunstwerke): Möbel oder Geräte ohne feste technische Einbindung sind nicht Teil der KG 400, auch wenn sie elektrisch betrieben werden.

Tipp: Frühzeitige Abstimmung zwischen Objektplanung und Fachplanung hilft, Doppelerfassungen oder Lücken in der Kostenplanung zu vermeiden.

6. Praxisbeispiele für typische Leistungen in der KG 400

In der Baupraxis umfasst die Kostengruppe 400 eine Vielzahl an technischen Leistungen, die für Funktion, Sicherheit und Komfort entscheidend sind. Hier einige typische Beispiele aus unterschiedlichen Projekten:

Neubau eines Bürogebäudes

  • Heizungsanlage mit Wärmepumpe und Flächenheizung
  • Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
  • IT-Verkabelung, Beleuchtung und Zugangskontrolle
  • Aufzugsanlage über alle Etagen
  • Gebäudeleittechnik zur Steuerung von Heizung, Licht und Verschattung

Sanierung einer Grundschule

  • Erneuerung der Sanitäranlagen mit berührungslosen Armaturen
  • Brandschutztechnik mit Rauchmeldern und Sprachalarm
  • LED-Beleuchtung in Klassenräumen und Fluren
  • Ertüchtigung der Elektrohauptverteilung
  • neue Lüftungsgeräte für bessere Luftqualität im Raum

Wohnungsbau mit Tiefgarage

  • zentrale Warmwasserbereitung und Heizungsverteilung
  • E Ladeinfrastruktur in der Tiefgarage
  • Türsprechanlage mit Videofunktion
  • Lüftungsanlage für innenliegende Bäder
  • Rauchwarnmelder und Klingelanlage

7. PRO Tipps für die Kostenplanung mit der KG 400

Technische Anlagen zählen zu den komplexesten und teuersten Bereichen eines Bauprojekts – umso wichtiger ist eine vorausschauende und realistische Kostenplanung. Diese Tipps helfen, böse Überraschungen zu vermeiden:

  1. Fachplanung früh einbinden 
    Ohne frühzeitige Beteiligung der Fachplaner:innen fehlt es an belastbaren Mengen und funktionalen Lösungen. Wer zu spät plant, zahlt oft doppelt – in Ausführung und Betrieb.
  2. Kostenkennwerte gezielt nutzen 
    Vergleichswerte aus ähnlichen Projekten helfen bei der ersten Schätzung. Wichtig: Bei KG 400 immer die spezifischen Anforderungen (z. B. Nutzung, Technikstandard) berücksichtigen.
  3. Betriebskosten mitdenken 
    Günstig in der Anschaffung heißt nicht automatisch wirtschaftlich im Betrieb. Effizienz, Wartung und Energieverbrauch sollten bei der Planung mitbewertet werden.
  4. Schnittstellen klar definieren 
    Viele Kostenüberschneidungen entstehen zwischen Architektur, TGA und Ausstattung. Klare Zuordnung und Abstimmung schaffen Planungssicherheit und vermeiden Nachträge.
  5. Reserven einplanen 
    Technik entwickelt sich schnell – und Nutzer:innen ändern oft noch Wünsche. Deshalb ausreichend Reserven für technische Nachrüstungen oder Alternativen mitdenken.

8. Typische Fehler – und wie man sie vermeidet

Gerade bei technischen Anlagen schleichen sich schnell Planungs- und Kostenfehler ein. Wer die häufigsten Stolperfallen kennt, kann sie gezielt vermeiden:

Unterschätzung der Bedeutung 
KG 400 wird oft als „reine Technik“ abgetan – dabei beeinflusst sie Komfort, Energieverbrauch und Betriebskosten maßgeblich. 
Tipp: Die technische Ausstattung von Anfang an strategisch mitdenken.

Fehlende Schnittstellenklärung 
Unklare Zuständigkeiten zwischen Architekt:innen, Fachplaner:innen und Ausführenden führen zu Lücken oder Doppelplanungen. 
Tipp: Zuständigkeiten und Schnittstellen frühzeitig und eindeutig festlegen.

Zu grobe Kostenschätzungen 
Technik wird oft pauschal kalkuliert – ohne auf den konkreten Ausstattungsstandard einzugehen.
Tipp: Fachplaner:innen früh einbeziehen und Kennwerte an das Nutzungskonzept anpassen.

Veraltete Planstände 
Geänderte Nutzerwünsche oder technische Neuerungen fließen nicht rechtzeitig in die Planung ein. 
Tipp: Planungsfortschritt laufend aktualisieren – auch in der Kostenermittlung.

Betrieb und Folgekosten vergessen 
Technik, die im Betrieb teuer oder wartungsintensiv ist, kann langfristig zur Kostenfalle werden. 
Tipp: Lebenszykluskosten mit einplanen – nicht nur die Investition betrachten.

Fazit

Die Kostengruppe 400 zählt zu den wichtigsten und kostenintensivsten Bereichen im Bauprojekt. Wer Technik, Kosten und Schnittstellen frühzeitig im Blick behält, schafft die Grundlage für ein funktionierendes, wirtschaftliches und zukunftssicheres Gebäude. Eine sorgfältige Planung und Zusammenarbeit aller Beteiligten machen den Unterschied – von der ersten Idee bis zum fertigen Betrieb.

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