Interview: Zusammenarbeit in der Baubranche

Wir haben zum Thema Zusammenarbeit ein Interview mit einem erfahrenen Bauingenieur geführt, der viele Projekte in Deutschland begleitet hat und auch auf Arbeitsweisen und Erkenntnisse aus anderen Ländern zurückgreifen kann. Roland Mogk ist heute Vertriebsleiter bei dem Softwareunternehmen PROJEKT PRO, welches mit professionellen Controlling- und Management-Produkten die Arbeit von Architekten und Ingenieuren unterstützt.

07. Dezember 2021
3 Herren auf der Baustelle arbeiten zusammen.

Einschätzungen und Erfahrungen

Hallo Herr Mogk, was denken Sie? Ist Zusammenarbeit nur ein anhaltendes Modethema, nur eine Floskel?

Nein, überhaupt nicht! Ich glaube, dass das Thema immer wichtiger wird. Die Aufgaben werden immer komplizierter, die Zahl der Beteiligten an Bauprojekten wächst stetig, es sind zunehmend mehr Vorschriften zu beachten, die Informationsgeschwindigkeit und -menge erhöht sich beständig, und von daher wird es immer wichtiger, Informationen zusammenzuführen, für alle verfügbar zu haben und gemeinsame Abstimmungen zu unterstützen.

Ist das denn heute anders als vor einigen Jahren?

Ja, ich denke durch die zunehmende Komplexität, und auch aktuell durch Corona mit weniger persönlichen Kontakten, ist die Notwendigkeit erheblich gestiegen, die Zusammenarbeit aktiv zu unterstützen. Alle stehen unter enormem Druck, das fördert Egoismus und verhindert manchmal die abgestimmte Kooperation für ein gutes Gesamtergebnis.

Können Sie uns das etwas erläutern? Was sind mögliche Fehlentwicklungen?

Es ist für Unternehmen enorm wichtig, in einer Wettbewerbssituation zunächst ein sehr günstiges Angebot abzugeben. Wenn dann in der Realisierung unterschiedliche Menschen und Firmen mit verschiedensten Tools wie WhatsApp, Teams und E-Mail kommunizieren, dann ist es schwierig den Überblick zu behalten. Alle besprechen irgendetwas irgendwo, man führt das nicht an einer Stelle zentral zusammen und dann geht natürlich einiges schief. Meine Erfahrung im negativen Fall ist, dass Firmen dann versuchen, sich auf die vereinbarten Mindestleistungen zu konzentrieren, Fehler bei anderen Unternehmen zu suchen, sich selbst vor Haftungsansprüchen zu schützen und von irgendeiner Verantwortung freizumachen. Und schlussendlich Möglichkeiten zu finden, ihren ursprünglich abgegebenen Preis nachzubessern und höher abzurechnen.

Einschätzungen aus der internationalen Praxis

Welche Erfahrungen gibt es denn aus dem Ausland?

Meiner Meinung nach wird dort häufig ein anderer Ansatz verfolgt. Da steht das Bauprojekt im Mittelpunkt. Die Zusammenarbeit, die Motivation und der Stolz darauf hat eine größere Bedeutung. Man bespricht zusammen mehr 'Was möchte ich bauen? Was ist zu berücksichtigen? Welche Experten habe ich, die mitarbeiten können? Welche externen Fachplaner und Firmen sollte ich mit einbeziehen? Welche Möglichkeiten bei der Realisation bestehen auf der Basis der Vertragsgrundlagen?' Man lauert also nicht so sehr auf die Fehler anderer.

Für diese Zusammenarbeit ist es wichtig, dass man Bauthemen auf den Punkt bringt, Informationen klar strukturiert und an einer zentralen Stelle zusammenhält. Alle Beteiligten müssen die Möglichkeit haben, alle für sie relevanten Informationen zu sehen und mitzuwirken. Sie müssen klar erkennen können, was noch offen ist, bis wann es von wem zu bearbeiten ist und was schon erledigt ist. Es ist manchmal auch schön zu sagen: 'Diese Punkte sind abgeschlossen und abgehakt!'

Südafrika war ein gutes Beispiel dafür: In den Ausschreibungsbedingungen ging es nicht nur darum, wer der günstigste ist, sondern Erfahrung hat eine große Rolle gespielt. Auch die Fragen, wie man mit ortsansässigen südafrikanischen Firmen zusammenarbeitet und kommuniziert, waren bedeutende Qualifizierungsbedingungen. Der Respekt vor der Leistung anderer Fachfirmen war wichtig, kontraproduktiv hingegen verkäuferische Aussagen wie 'Wir können alles.' Das Letztere habe ich aber als negatives Beispiel in einigen anderen Ländern erlebt.

Gibt es weitere gute Beispiele?

Ein Projekt mit guter Zusammenarbeit war ein Radstadion für die Olympiade in London, für das wir das Dach gebaut haben. Dort gab es von Beginn an gleiche Bedingungen für alle: eine gemeinsame Baustellenorganisation, eine Infrastruktur, die für alle zusammengestellt wurde, und gleiche Vertragsbedingungen. Und was besonders bemerkenswert war: Man hat recht früh Projektbeteiligte mit einbezogen und zusammen mit dem Bauherrn und den Architekten Alternativen der Architektur evaluiert. Was also für die Architektur, von der Zweckmäßigkeit und den Kosten her die beste Lösung ist. Und nicht etwas isoliert geplant und sich hinterher über Probleme an den Nahtstellen verschiedener Gewerke Probleme und explodierende Kosten gewundert. Zusätzlich war für mich dabei sehr erfreulich, dass man sehr respektvoll miteinander umgegangen ist, im Team miteinander gearbeitet und am Ende auch zusammen ein wunderschönes Richtfest in London gefeiert hat.

 

„Bessere Ergebnisse und mehr Zufriedenheit sind das Resultat von guter Zusammenarbeit.“

Zusammenarbeit in internationalen Teams - Interview mit Roland Mogk
Roland Mogk
PROJEKT PRO GmbH

Gute Zusammenarbeit fördert einen reibungslosen Projektablauf

Werden die Projekte durch gute Zusammenarbeit also tatsächlich besser?

Ja, eindeutig. In einer frühen Phase werden gemeinsam verschiedene Optionen besprochen und Aspekte wie Zeitrahmen, Nachhaltigkeit und Kosten geklärt. Alle Beteiligten erhalten früh einen ganzheitlichen Blick auf das Projekt. Es wird dann viel schneller realisiert, es entstehen weniger Fehler, und es macht einfach mehr Spaß, daran mitzuarbeiten.

Größere Projekte sind auch immer ein Teil des eigenen Lebensabschnitts. Es kommt auch darauf an, wie motiviert man ist und ob Projekte im Rückblick auch menschlich in der Zusammenarbeit mit anderen Kollegen und Unternehmen gelungen sind. Wenn ich noch einmal an das Richtfest in Durban denke, wie wir mit einem Bier in der Hand über den Rasen laufen, nach oben schauen und stolz denken: 'Das haben wir jetzt geschaffen in zwei Jahren!' - das ist ein sehr emotionaler Moment. Das gibt auch eine gewisse Befriedigung, Erfüllung und natürlich auch Motivation und Energie für die nächsten Aufgaben.

Das heißt: Zusammenarbeit verbessert auch die Baukultur insgesamt?

Unbedingt! Bessere Ergebnisse und mehr Zufriedenheit sind das Resultat von guter Zusammenarbeit. Deshalb motiviert es mich auch persönlich für ein Unternehmen zu arbeiten, mit dem wir Unterstützung geben, Projekte erfolgreich zu machen. Wir helfen Kunden dabei, einzelne Projektthemen schon in einer frühen Phase aufzunehmen, zu besprechen, Aufgaben zu verteilen und strukturiert abzuarbeiten. Und das in einem 'Miteinander' statt in einem 'Gegeneinander'. Für uns bei PROJEKT PRO ist dies Ansporn, unsere Software-Lösungen immer weiterzuentwickeln. Damit unsere Kunden besonders schöne und zweckmäßige Architektur realisieren können und wir damit auch die Baukultur insgesamt etwas fördern.

Vielen Dank für dieses Gespräch Herr Mogk!

Bildquelle © Adobe Stock, PROJEKT PRO GmbH

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Bauleiter bei der Baustellenbegehung.